Ilja Stephan Musikpublizist

Themen

Komponisten

Interpreten

Ostasien

Hamburg

Seminare

Bucerius Law School, Studium generale
Kunst - was ist das? (Herbst-Trimester 2016, zusammen mit Dr. Ulrike Pluschke)
Was ist Kunst? Brauchen wir Kunst eigentlich, und wenn ja, weshalb? Solche Fragen und eine Vielzahl möglicher Antworten darauf werden in diesem Seminar diskutiert. Am Anfang steht ein Überblick über philosophische Theorien zum Wesen der Kunst. Im weiteren Verlauf werden namhafte Repräsentanten des Hamburger Kunst- und Kulturlebens nach ihrem Selbstverständnis und den konkreten Herausforderungen ihrer Arbeit befragt. Am Ende steht die Frage: „Wie und nach welchen Kriterien bewerte ich selber Kunst?“

Die Teilnehmer wirken aktiv an der Gestaltung der Lehrveranstaltung mit, indem sie Texte zum Kunstverständnis erschließen, präsentieren und diskutieren oder Interviews mit Künstlern und Kunstmachern vorbereiten. Darüber hinaus wird durch Exkursionen zu verschiedenen Institutionen die Vielfalt des Kunstbetriebes erfahrbar. Kunst wird als theoretisches, gesellschaftliches und ästhetisches Phänomen unter ganz verschiedenen Gesichtspunkten untersucht und befragt: Was macht Kunst zu Kunst? Unter welchen Bedingungen wird Kunst gemacht? Ist teure Kunst wirklich so viel wert? Was hat Kunst mit der Wirklichkeit zu tun?

Universität Hamburg, Musikwissenschaftliches Institut
Einführung in die historische Musikwissenschaft (Proseminar; WS. 2004/2005; 2005/2006; 2006/2007)
So viel Musik wie heute war noch nie. Musik berührt das Leben nahezu aller Menschen, und das Angebot möglicher musikalischer Erlebnisse, Formen und Stile ist in den vergangenen Jahrzehnten rasant gewachsen. Über den größten Teil der kanonisierten Musikgeschichte verfügen wir in sorgfältig edierten Ausgaben; gleichzeitig und gleichberechtigt existieren musikalische Welten unterschiedlichen historischen, geografischen oder sozialen Ursprungs nebeneinander. Eine methodisch begründete Haltung zu dieser Fülle zu finden, die Pflege des Alten und die Offenheit für das Neue, stellt die größte Herausforderung an das Fach Musikwissenschaft dar.
 Die Einführung richtet sich an Studierende im 1. Semester und an solche, die die Grundlagen ihres Faches überdenken wollen. Vermittelt werden sollen mögliche Perspektiven und Methoden im wissenschaftlichen Umgang mit Musik. Erlernt werden sollen die Arbeitstechniken des Faches, insbesondere alle Schritte, die zur Vorbereitung eines mündlichen Referats und zum Verfassen einer Hausarbeit nötig sind: u.a. Bibliographieren, Bibliothekskunde, Exzerpieren, Materialablegen und -ordnen, Gliedern, Zitieren, Erstellen von Fußnoten und Literaturangaben, Korrekturgänge sowie die Durchführung von Internet-Recherchen.


Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen (Seminar; SS. 2006)
Geplant von einem gescheiterten Sozialrevolutionär und ein Vierteljahrhundert später vollendet durch einen etablierten Theaterunternehmer ist Richard Wagners Der Ring des Nibelungen eines der komplexesten und widersprüchlichsten Werke der Musikgeschichte. Nicht zuletzt deshalb hat Wagners mythisch-musikalische Weltdeutung die gegensätzlichsten und heftigsten Gefühle mobilisiert, eine ganze Interpretationsindustrie ins Leben gerufen und weit über das Feld des Kunsttheoretischen hinaus die nachhaltigsten historischen Konsequenzen gehabt.
Gegenstand des Seminars sollen die Quellen und die Genese des Ring, Wagners Dramen- und Gesellschaftstheorie in den so genannten Züricher Kunstschriften, die Analyse ausgewählter Szenen/Aufzüge sowie unterschiedliche Interpretations- und Inszenierungsansätze (Adorno, Lévi-Strauss/Chéreau) sein. Vorausgesetzt werden Vorkenntnisse zu Dichtung und Musik des Ring sowie den wichtigsten Fakten der Wagnerschen Biografie.
Ergänzend zum Seminar gibt es jeweils Donnerstags (Beginn 6. April) ab 17 Uhr in Raum 7 die Möglichkeit, den kompletten Ring in einer Videoproduktion kennen zu lernen.


Geschichte der Klaviervariation
(Proseminar; SS. 2006)
Die Technik der Variation ist eines der grundlegendsten musikalischen Gestaltungsmittel. Parallel zur Entwicklung der Instrumentalmusik bildete sich ab dem 16. Jahrhundert die Variationsreihe aber auch als ein eigenständiger Formtypus heraus. Ausgehend vom Fitzwilliam Virginal Book und zwei Werken Sweelincks, über eine Variations-Suite des Barock, Bachs Goldberg-Variationen, Beethovens opp. 35 und 120 bis hin zu den Klaviervariationen op. 27 von Webern und Rzewskis Variationen über El Pueblo Unido Jamás Será Vencido! sollen die Geschichte der Variationen für Tasteninstrumente nachgezeichnet sowie die verschiedenen Techniken des Variierens analysiert werden.
Ergänzend zum Seminar ist ein Besuch der Sammlung historischer Tasteninstrumente im Museum für Kunst und Gewerbe geplant.


Musikalische Parodietechniken 1500 - 1750 (Seminar; SS. 2005)
Der Gedanke, ein neues, eigenständiges und vollgültiges Kunstwerk aus der Bearbeitung eines bestehenden Musikstücks zu gewinnen, erscheint unserem bis heute durch das Originalitätspostulat des 19. Jahrhunderts geprägten Musikverständnis fremd. Und doch ist die Geschichte der Musik von den Parodietechniken in Renaissance und Barock über die Paraphrasen und Fantasien bei Liszt und Busoni bis hin zu Boulez' "work in progress", Rihms "Übermalungen" oder den Cover-Versionen der Pop-Musik auch die Geschichte der Verwandlung und Neukomposition von Musik auf der Basis existierender Modelle.
Den Schwerpunkt dieses Seminars sollen Parodiemessen von Palestrina, Orlando di Lasso und Scheidt nach verschiedenen Vorlagen (Chanson, Motette, Madrigal und Geistliches Konzert) sowie das Weihnachtsoratorium von Bach bilden. Herausgearbeitet werden soll die Entstehung und Ausdifferenzierung der Parodieverfahren sowie der Unterschied von der Parodietechnik der Renaissance zur Entlehnungspraxis im Barock.


Musik und Mythos (Seminar; SS. 2004)
In seinen Mythen verarbeitet der Mensch, was ihn am rohen Stoff der Welt beängstigt oder überwältigt, indem er es in ein handhabbares Zeichensystem übersetzt. Der junge Nietzsche sah in der Musik von Beethoven und Wagner die Macht, von der er sich die Geburt eines neuen Mythos erhoffte. Für Claude Lévi-Strauss dagegen sind Mythen und Musik durch strukturelle Ähnlichkeiten verbunden. Das gemeinsame Arbeitsprinzip von Mythos und Musik, die Metamorphose, soll anhand verschiedener in Musik gesetzter Variationen vor allem des Prometheus-Stoffes verfolgt werden - von Beethovens "Die Geschöpfe des Prometheus" bis zu Nonos "Prometeo", der Auftakt und Abschluss des diesjährigen Hamburger Musikfestes bilden wird.
Literatur (Auszüge aus): H. Blumenberg: Arbeit am Mythos / C. Lévi-Strauss: Mythologica I und IV. / F. Nietzsche: Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik / R. Wagner: Oper und Drama.


Die Symphonische Dichtung (Proseminar; SS. 2004)
"Musik? Schön, aber undeutlich." Diesem einschlägigen, von Arno Schmidt prägnant formulierten Einwand gegen die Tonkunst wollte man im 19. Jahrhundert mit dem Konzept des "Tondichters" beikommen, der seiner Musik durch die Verbindung mit den großen Sujets der Weltliteratur oder der Bildenden Kunst eine ideelle Gerichtetheit und Bestimmtheit zu geben suchte. In der Symphonischen Dichtung wird dieses Verfahren zum Gegenstand einer musikalischen Gattung. Inhalt des Seminars wird sein, den Wurzeln und der Geschichte der Gattung Symphonische Dichtung nachzuspüren. Behandelt werden sollen: Vorläufer (Konzert-, Schauspielouvertüre); kunsttheoretische Überlegungen (Essays bei Liszt und Berlioz) sowie musikalische Strategien der Komponisten, z.B. "dichterisch" bedingte Abweichung vom Muster Symphonie bzw. Sonatenhauptsatzform oder die Semantisierung von Klängen und Verläufen.
Ziel des Seminars ist, Studierenden der Grundstufe an diesem anschaulichen Beispiel eine Einführung in den Umgang mit gattungstheoretischen, formalen und semantischen Kategorien zu geben.

 
Schreiben über Musik (Übung; SS. 2004)
Aufgabe der Musikwissenschaft ist vor allem die gedankliche Durchdringung und sprachliche Vermittlung von Musik. Das Medium dieser Vermittlung ist zumeist der geschriebene Text. Die Übung will anhand konkreter Aufgabenstellungen in die verschiedenen Arten von Texten (z.B. wiss. Aufsatz, Lexikon- oder Zeitungsartikel, Programmtext, Konzertkritik, Pressetext etc.) und ihre jeweiligen Erfordernisse einführen sowie Maßstäbe für deren angemessene Umsetzung entwickeln.


Isang Yun. Leben und Werk (Proseminar; SS. 2003)
Inhalt: Seine Begegnung mit der westlichen Kultur hat der 1956 nach Europa übersiedelte Koreaner Isang Yun als einen "Kampf auf Leben und Tod" bezeichnet. Im Spannungsfeld zwischen europäischer Avantgarde und jahrhundertealter koreanischer Hofmusik, zwischen Industriezeitalter und taoistischem Denken, hat Yun sich um einen eigenen, von ihm als "kreatives Drittes" bezeichneten Weg bemüht. Seinen Niederschlag findet dieser Weg ebenso in Yuns auf taoistischen Legenden beruhenden Musiktheater-Werk wie in seinem moderne europäische Lyrik und altüberlieferte Texte aus Bibel und Taoteking miteinander verbindenden Kantatenschaffen. Yuns Symphonien, Quartette und Konzerte reflektieren asiatische Tonvorstellungen und Spieltechniken ebenso wie Konzepte der Neuen Musik oder die altehrwürdigen Traditionen dieser Gattungen.
Ziel: Da der inhaltliche Schwerpunkt der Seminararbeit auf Themen, Materialien und Werken beruhen soll, die in der Forschung bisher kaum berücksichtigt worden sind, ist die Suche nach neuen Aspekten und Perspektiven sowie die Erstellung neuer Beiträge zur Yun-Forschung das erklärte Ziel des Seminars.
Arbeitsform: In Abweichung von der üblichen Seminarform ist eine Verbindung von Vorlesung und Forschungsseminar geplant. So sollen sich im Laufe des Semesters einzelne Arbeitsgruppen in jeweils einen Aspekt von Yuns Leben und Werk, z. B. eine Werkgruppe oder ungesichtete Materialien (Interviews), einarbeiten, um diesen in eine präsentationsfähige Darstellung zu bringen. Die Doppelstunde wird zweigeteilt in einen Vortrag des Seminarleiters und ein Kolloquium der Arbeitsgruppen.
Das Seminar steht auch Studenten der Koreanistik offen.


Musikalische Poetiken (Seminar; SS. 2002)
Inhalt: Musikalische Poetiken meint Texte, in denen Komponisten sich und anderen Rechenschaft ablegen über die Grundlagen ihres Stils, ihres kompositorischen Werkzeugs und ihrer ästhetischen Haltung. Mit dem Schwinden einer allgemeinverbindlichen technischen Basis und der Krise der herkömmlichen ästhetischen Kategorien in der Musik des 20. Jahrhunderts gewinnen solche Selbstentwürfe von Künstlern zunehmend an Bedeutung. Auf Grund einer immer stärkeren Individualisierung des Stils und der technischen Mittel wächst auch die Notwenigkeit zur Selbstbegründung und -erläuterung, und bei vielen Komponisten wird die geschriebene und publizierte Besinnung auf die Grundelemente ihrer Musik zum wichtigen Bestandteil ihres Schaffens. Nach der Behandlung philosophischer Musikästhetiken im Wintersemester 2001/02 soll in der Folgeveranstaltung die grundsätzliche Offenheit und Unabschließbarkeit des Phänomens Musik durch die Geschichte ausgewählter Musik-Entwürfe hindurch verfolgt werden.
Arbeitsform: Vorgesehen ist eine Zweiteilung der Doppelstunde in einen theoretischen Teil mit der Lektüre eines Textauszuges und einen praktischen Teil mit der Analyse und Diskussion eines ausgewählten Stückes des betreffenden Komponisten. Zu konkreten Fragestellungen der Texte und analytischen Aspekten der Stücke werden 10-minütige Kurzreferate vergeben.
Themenliste (Auszüge aus): F. Busoni: Entwurf zu einer neuen Ästhetik der Tonkunst / A. Schönberg: Harmonielehre / C. Ives: Essays before a sonata / B. Bartók: Vom Einfluss der Bauernmusik auf die Musik unserer Zeit / I. Strawinsky: Musikalische Poetik / E. Satie: Schriften / J. Cage: Plädoyer für Satie; Die Zukunft der Musik - Credo / H. Eisler: Materialien zu einer Dialektik der Musik / H. W. Henze: Musik und Politik / K. Stockhausen: Momentform / B. A. Zimmermann: Intervall und Zeit / H. Lachenmann: Musik als existentielle Erfahrung

 
Einführung in die Musikästhetik (Seminar; WS. 2001/2002)
Inhalt: "Das Wesen der Musik ist Offenbarung, es lässt sich keine Rechenschaft davon geben, und eine wahre musikalische Kritik ist eine Erfahrungswissenschaft." Trotz Heines Pessimismus sind die Musik und ihre Wirkung auf den Menschen seit Jahrhunderten auch Gegenstand des philosophischen Nachdenkens gewesen - und zusammen mit der Musik hat sich ebenso der begriffliche Apparat zu deren gedanklicher Durchdringung reich entfaltet. Anhand ausgewählter Primär-Texte von Philosophen, Musikkritikern und Soziologen sollen verschiedene mögliche Positionen, Herangehensweisen und Schulen des reflektierenden Umganges mit Musik vorgestellt werden. Das Ziel der Veranstaltung ist es, die Teilnehmer mit grundlegenden Begriffen und einschlägigen Argumentationsfiguren im Reden und Nachdenken über Musik vertraut zu machen. Erkundet werden soll die Möglichkeit eines begründeten Urteils über Musik, also des Versuches, in stimmigen Worten etwas Wesentliches über eine unbegriffliche und ungegenständliche Erfahrung auszusagen.
Als Arbeitsform sind ca. 10-minütige Kurzreferate zu ausgewählten Textpassagen und fest umrissenen Fragestellungen vorgesehen, die als Argumentationsgrundlage der Besprechung konkreter musikalischer Werke aus verschieden Stilen und Epochen dienen.
Themenliste (Auszüge aus): I. Kant: Kritik der Urteilskraft / J. G. Herder: Viertes kritisches Wäldchen /
G. F. W. Hegel: Vorlesungen über die Ästhetik / E. Hanslick: Vom Musikalisch-Schönen / F. Nietzsche: Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik / E. Bloch: Zur Philosophie der Musik / Th. W. Adorno: Philosophie der neuen Musik, Einleitung in die Musiksoziologie / R. Scruton: The Aesthetics of Music